Geschichte der Bezirksgruppe Esslingen
Ein Datum für den Beginn der Vereinsarbeit in Esslingen war trotz gründlicher Nachforschungen nicht mehr zu finden. Tatsache ist, dass der Naturkundeverein schon 1894 in Esslingen bestand. Vorsitzender war Oberschulrat Martin Kohler, der auch dem Gesamtvorstand des „Lehrervereins für Naturkunde“ und der Schriftleitung der Zeitschrift „Aus der Heimat“ angehörte. Martin Kohler leitete die Gruppe bis zu seinem Tode im Sommer 1945.
Seine Nachfolge trat Professor Immanuel Pfleiderer an. Er hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die schwere Aufgabe, der Vereinsarbeit neue Impulse zu geben. Die wiederauflebenden Fahrten, landeskundlich und geologisch, nehmen bis heute einen wesentlichen Platz ein. Sie fanden damals meist unter Führung von Professor Georg Wagner statt.
Als Schulamtsdirektor Rudolf Binder 1949 nach dem plötzlichen Tode von Professor Immanuel Pfleiderer den Esslinger Naturkundeverein übernahm, sah er seine besondere Aufgabe darin, die Veranstaltungen des Vereins in die Lehrerfortbildung zu integrieren. Die ein- und mehrtägigen landeskundlichen Fahrten, noch unter Professor Georg Wagner und nach dessen Tod unter Oberstudiendirektor Josef Gabriel, führten weit ins Land hinaus. Es kam auch wieder zu den regelmäßigen pflanzenkundlichen Gängen, bei denen vor allem Rudolf Palatzky genannte werden muss. Nach dem Tode von Oberstudiendirektor Josef Gabriel übernahm Studiendirektor Otto-Heinz Roser die geologischen Exkursionen. Es gelang zunehmend, auch die Botanik und, Dank des Mittelschulrektors Johannes Lamparter, die kulturellen Schätze des besuchten Gebietes mit einzubeziehen.
Rudolf Binder gab 1964 die Leitung des Vereins an Oberstudiendirektor Dr. Gerhard Kemmner weiter. Dr. Gerhard Kemmner baute die Pflanzenbestimmungs- und Mikroskopie-Übungen auf. Sein Ziel war es, jüngere Menschen für die Vereinsarbeit zu gewinnen. Zudem wurde die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, zu der sein Vorgänger Rudolf Binder Kontakt aufgenommen hatte, ausgebaut und vertieft.
Als Dr. Gerhard Kemmner 1984 in den Ruhestand trat und Esslingen verließ, ging die Vereinsleitung an Frau Dr. Rose Krehl-Niefer über. Verstärkt wurden jetzt die Probleme des praktischen Naturschutzes aufgegriffen und die Aktionen mit der Arbeit des Deutschen Bundes für Vogelschutz (heute NABU) und der Volkshochschule verzahnt. Ein weiterer Schwerpunkt waren neben regelmäßigen botanischen und geologischen Führungen die jährlich durchgeführten einwöchigen Studienreisen mit Ziele in Deutschland und im benachbarten Ausland.
2004 übernahm Frank Haderer die Vereinsleitung, gab das Amt aber nach zwei Jahren aus beruflichen Gründen an Reinhold Beck ab. Unter der Leitung von Reinhold Beck wurden in Zusammenarbeit mit anderen Esslinger Umweltverbänden Führungen angeboten und der Verein beteiligte sich mit Beiträgen an städtischen Umweltaktionen.
Unter Anleitung von Reinhold Beck wurde vor der Erschließung des stillgelegten Güterbahnhofareals als Baugebiet die dortige Flora erfasst und für seltene und gefährdete Arten, in Zusammenarbeit mit der Stadt, Umsiedlungsmaßnahmen eingeleitet.
Ab dem Jahr 2010 erfolgte eine systematische Kartierung der Flora von Esslingen, als Beitrag zur Landeskartierung Baden-Württembergs. Mit dieser Kartierung wurde im Vergleich zu Aufschrieben der Flora aus der Zeit um 1900 gezeigt, welche Veränderungen in der heimischen Flora eingetreten sind. Darüber hinaus diente die Kartierung der Erfassung schützenswerter Biotope.
Dieses Projekt wurde von Reinhold Beck mit der Herausgabe des Buches „Flora von Esslingen“ 2017 abgeschlossen.
Bereits 2016 ging, nachdem Reinhold Beck aus Altergründen die Vereinsleitung abgeben wollte, diese an Frau Dr. Ingrid Claß-Mahler über, die bestrebt ist, das vorhandene Engagement der Bezirksgruppe Esslingen aufzugreifen und voranzubringen.